Auf dem Velo durch die Berge
10.09.2024 - 13.09.2024
10:30 am Dienstagmorgen am Bahnhof Sursee startet meine spontane Velotour. Das erste Ziel ist Leissigen am Thunersee, weiter ist noch nicht geplant, da das Wetter nicht so mitmacht, wie erhofft.
Aber erst nehme ich jetzt die 95km und knapp 2000hm unter die Pedale. Zum Glück habe ich diese Daten erst am Abend erfahren, sonst hätte ich vermutlich eine andere Route geplant. Bereits nach 10 Minuten fahre ich in der Stadt das erste Mal falsch und bis ins Entlebuch muss ich noch einige Male anhalten, um zu navigieren. Danach ging es besser, da ich einer Velouroute folge und es generell weniger Abzweigungen gibt.

Der Vermeintlich letzte Anstieg von Südelmoss Richtung Chüblisbüel ist streng. Mit dem Wissen, dass es von da nur noch Bergab geht, aber machbar. Nochmal: zum Glück wusste ich das nicht früher. Nach jedem kurzen Runterfahren scheint es wieder hochzugehen. Nach einer Weile führt mich die Route auf einen Bikeweg, wie man da jedoch, selbst mit dem Mountainbike, hochfahren soll, bleibt mir ein Rätsel. Es wird also eine Weile gestossen. Danach geht’s jedoch erstmal wieder runter und nach einem letzten Anstieg ist dann tatsächlich Schluss mit aufwärts. Von hier geht’s etwa 1’000 Höhenmeter nur bergab nach Interlaken.
Bei den gefühlt ersten Sonnenstrahlen des Tages gibt es da eine wohlverdiente Pizza und ein kaltes Bier, bevor ich die letzten 10km nach Leissigen in Angriff nehme. Dieser letzte Abschnitt bietet mir noch eine unglaubliche Abendstimmung, die ich leider vom Strassenrand aus nicht immer voll geniessen kann.



Die Wettervorhersage scheint von Morgennachmittag bis Freitag schlecht zu sein, weshalb ich plane, Morgen dann nach hause zu gehen und dafür am Wochenende nochmal was Schönes zu machen.
Der neue Tag bringt neue Einsicht mit sich: Im Wallis soll das Wetter besser sein. Die trockenen Stunden am Vormittag nutze ich noch für den Weg nach Kandersteg. Die Fahrt durch das urchige Tal ist wunderschön, mit seinen Kuhweiden, alten Holzhäusern und halb in den Wolken verborgenen Bergen. Bis auf die letzten ca. 10km hält sich auch die Steigung in Grenzen. Das letzte Stück hat es jedoch in sich.
Bevor der Zug nach Brig kommt, reicht die Zeit noch für ein Zmittag am Strassenrand. Im Wallis angekommen fahre ich dann noch ein kurzes Stück der Rohne entlang nach Mörrel und erreiche mein Tagesziel.


Da meine heutige Tagesetappe nicht so weit war, belohne ich mich mit einem Wellness-Abend. Dazu geht’s zurück nach Brig. Jetzt aber ohne Velo.
Auch der nächste Tag wird wieder spontan geplant. Meine Ursprüngliche Idee war das Wallis hoch und über den Furkapass nach Andermatt zu fahren. Das sind mir aber heute Morgen zu viele Höhenmeter. Für Andermatt ist ausserdem Schneeregen vorhergesagt, was meinen Entschluss vereinfacht.
Los geht’s also in die andere Richtung. Alles geradeaus oder bergab. Der Gegenwind den ganzen Tag lässt dies aber anfühlen, als würde es bergauf gehen. Auch hier im Tal ist es sehr kühl, weshalb ich in Brig einen kurzen Stopp mache und lange Hosen sowie ein Stirnband kaufe. Immerhin ist es den ganzen Tag Trocken und auch die Sonne macht hier und da kurze Auftritte, um die umliegenden Bergwände in ein Mosaik aus kräftigen Farben und weichen Schatten zu verwandeln.

Nach einer Nacht im Rennautobett geht’s wieder in die Pedale. Heute ist etwas wechselhaftes Wetter vorhergesagt und im Laufe des Tages wird mich der Regen dann doch noch einholen. Zusammen mit den wachsenden Schmerzen in Knie und Achillessehne veranlasst mich der Wetterumbruch die Reise heute zu beenden. Vorher setze ich mir aber noch das Ziel den Genfersee zu erreichen. Das scheint mir ein würdiger Abschluss.
Ich mache mich also auf in den kalten Morgen. Die frisch gezuckerten Berggipfel zeigen sich auch heute wieder nur sporadisch zwischen den Woken. Für den grössten Teil der Etappe bleibe ich sogar mehr oder weniger trocken. Einzelne Tropfen treffen mich und während einer kleinen Kaffeepause regnet es in Strömen. Obwohl es immer noch regnet, entscheide ich mich weiterzufahren und als wäre es abgemacht stoppt der Regen kurz darauf wieder. Erst auf der Zielgeraden in Montreux gibt er wieder Vollgas.
Am Nachmittag erstreckt sich dann der Genfersee, mit Sturmwolken und Wellengang, vor mir. Beim Chateau de Chillon gibt es nochmals einen kurzen Halt, bevor ich das letzte Stück nach Montreux in Angriff nehme. Nach dem vorher erwähnten Regenschauer bleibt mir am Bahnhof gerade noch Zeit mich in der Tiefgarage kurz umzuziehen, bevor es mit dem Zug zurück nach Hause geht. Die Fahrt durch die Rebberge des Genfersees, ist auch aus dem Zug ein Anblick wert.

